Die Weihnachtsfeiertage sind für viele schon vorgeplant, bevor es überhaupt an die Planung geht. Ganz klar, es geht in die Heimat! Bei mir ist das anders. Und das habe ich ganz bewusst so entschieden. Weihnachten hat für mich eine ganz eigene Bedeutung.
Es ist 10:30 Uhr morgens. Ich bin nach 12 Stunden Busfahrt in Nizza angekommen. Und es ist der 24. Dezember – also Weihnachten. Ich sitze im Gemeinschaftsraum meines Hostels (Hostel OZZ) und ich fühle mich ein bisschen wie Carrie Bradshaw aus Sex and the City. Es läuft sanfter Jazz und die Atmosphäre in meinem Hostel ist ähnlich wie in einem der vielen tollen Cafés in New York. Nur das es hier 15 Grad hat und nicht wie in New York 5 Grad. Später werde ich wohl genauso wie Carrie einfach Asiatisch zum Abendessen bestellen und in Schlafanzug Netflix schauen.

Ich kann dieses Gefühl gerade gar nicht beschreiben. Es fühlt sich einfach richtig an. Hier sitzen keine verlorenen Seelen, die traurig sind, weil Sie heute nicht bei ihren Familien sind. Ganz im Gegenteil: alle sehen tiefenentspannt und gelassen aus. Einige arbeiten an ihrem Laptop, ein älterer Herr liest einen alten Wälzer und macht sich Notizen. Dabei schmunzelt er immer wieder – das finde ich süß.
Eine britische Familie trinkt den (übrigens echt leckeren) Gratiskaffee und ist Croissants. Sie werden heute einen Ausflug zusammen machen und verbinden so das Reisen mit dem Zusammensein als Familie. Das Alter der Gäste hier ist gemischt. Von 18 bis 45 Jahre, gleich viele Frauen sowie Männer, jede Nationalität und Hautfarbe. Finde ich wirklich schön so – man lernt unglaublich viele Charaktere und Geschichten kennen. Ich bin gespannt, wen ich heute noch treffen werde.
Aber warum bin ich an Weihnachten alleine?
Diese Frage habe ich oft gestellt bekommen. Aber jeder hat meine Erklärung verstanden. Was ist Weihnachten genau? Mittlerweile ist es nur noch Konvention, dass man in die Heimat fährt und seine Familie besucht. Sich sinnlose Geschenke macht, nur weil man schenken MUSS. Es wird wegen Banalitäten gestritten oder Harmonie vorgetäuscht, wo vielleicht gar keine vorhanden ist. Es ist nunmal nicht mehr alles so wie früher.
Aber ich möchte das gar nicht verallgemeinern oder verurteilen. Es gibt viele Familien, die ein tolles Fest zusammen haben und die Zeit zusammen in vollen Zügen genießen! Und das ist schön und auch gut so. Und ich schließe überhaupt nicht aus, dass ich mich auch irgendwann wieder danach fühle. Oder nach einem riesigen Weihnachtsessen mit all meinen Freunden. Das würde ich auch toll finden.

Ich habe vor ein paar Jahren entschieden, darauf zu hören, was ICH gerade machen möchte und nicht darauf, was man von mir erwartet. Weihnachten, Silvester und mein Geburtstag sind super wichtige Tage für mich. Es sind die 3 Tage im Jahr an denen ich bereit bin mich mit mir und meinem Charakter bzw meiner Entwicklung ehrlich auseinanderzusetzen. Ich nehme mir Zeit herauszufinden, ob ich glücklich bin und ob ich auf dem richtigen Weg bin. Ob ich der Mensch bin, der ich sein möchte oder ob ich kopflos durch die Gegend irre um meine Identität zu finden. Das kostet unglaublich viel Zeit und Energie. Ehrlich zu sich selbst zu sein ist nicht einfach. Daher bin ich sehr sensibel und sentimental. Jetzt brauche ich Zeit für mich. ICH möchte mich wohlfühlen und nicht anderen einen Gefallen tun.
Was sagt meine Familie dazu?
Natürlich besuche ich gerne meine Familie – aber das kann ich auch unterm Jahr machen. Ich möchte nicht gezwungen an einem bestimmten Tag an einem Tisch sitzen und Regeln folgen, die nicht mal meine Familie aufgestellt hat. Sondern ich möchte das tun, was ich möchte. Natürlich war Mama die ersten Jahre traurig und enttäuscht. Das Kind wird erwachsen und trifft seine eigenen Entscheidungen – das ist natürlich nicht leicht. Aber sie hat verstanden, dass es mir wichtig ist und mir gut tut.

Und wie ist das mit den Geschenken?
Dieses Schenken nur um des Schenkens willen finde ich absoluten Blödsinn. Ich kaufe die Geschenke für Weihnachten und Geburtstage immer unter dem Jahr. Sobald ich etwas entdecke, das super gut zu einer Person passen würde, kaufe ich es direkt und hebe es auf bis es soweit ist. So weiß ich ganz genau, dass sie sich darüber freuen wird und es kein Last-Minute-Schmarrn ist. Und ich habe zudem kein Stress vor Weihnachten 😉

Meine Planungen für Weihnachten
So kommt es also, dass ich Weihnachten nun nicht zum ersten Mal im Ausland verbringe. Ich bin in meinem Element, wenn ich reise. Ich kann so sein wie ich bin, ohne Vorgeschichte und ohne Voreingenommenheiten. Und somit kann ich auch ehrlich mit mir selbst sein. Ich kann mich selbst kritisieren ohne dass ich danach traurig bin oder in meinem Alltag gefangen bin und sofort wieder funktionieren muss. Hier kann ich mir Zeit nehmen, herauszufinden wie es mir geht. Und das tut gut. Und wenn ich mich einsam fühlen sollte, gehe ich einfach zum Strand oder connecte mich mit meinen Roommates 🙂 In einem Hostel ist man niemals alleine, außer man will es so. Und das befreit!
Ich hoffe dieser kleine Blogbeitrag regt euch zum Nachdenken an. Wie verbringst du Weihnachten? Bist du happy damit? Wenn nein, warum probierst du nicht mal was anderes?
Wie auch immer du den Weihnachtsabend verbringst – ich wünsche dir einen wundervollen Abend! Genieße es und nimm dir auch Zeit für dich!
In diesem Sinne – Merry Christmas!