Heute ist also der Tag – mein Geburtstag – am 27.09.1991, also vor 26 Jahren also hat alles begonnen. Der erste Tag, der erste eigenständige Atemzug, das erste Blinzeln, der erste Blick auf meine Eltern.
26 Jahre sind seither vergangen – unglaublich oder? 26 Jahre sind verdammt viel Zeit. Es ist unfassbar viel passiert. Man lebt von Tag zu Tag und einem wird nur immer mal wieder bewusst wie schnell die Zeit vergeht. Was eigentlich jeden Tag passiert und wie viele verschwendete Tage es gibt, die man einfach nur „rum bringen“ wollte oder musste. Und super schnell werden daraus 26 Jahre.
Heute habe ich viel Zeit darüber nachzudenken. Ich sitze ohne Internet in einem Flieger nach Abu Dhabi. Im Programm von Etihad werden etliche Filme angeboten – nur einen habe ich mir angesehen – 2 von 6 Stunden Flug sind also gecovered. Dennoch schaue ich immer wieder aus dem Fenster. Was sehe ich da? Wüste – unendliche Wüste. Durch den nahenden Sonnenuntergang werfen die Dünen immer längere Schatten. Wie wäre es wohl alleine dort unten zu sein? Immer wieder halte ich Ausschau ob ich irgendwas in den Weiten der Wüste sehe – irgendwas – ein Haus, einen Menschen (was absolut nicht möglich ist durch die Entfernung, das weiß ich natürlich) oder irgendetwas anderes, was vielleicht noch nie jemand zuvor gesehen hat. Unglaublich beruhigend ist das – einfach nur Wüste – weit und breit nichts anderes. Ab und zu eine einzelne Wolke, ab und zu ein Flugzeug am Horizont. Sonst absolut nichts. Das gibt Zeit nachzudenken…
Was ist in den letzten 26 Jahren passiert? Was ist im letzten Jahr passiert. Wahnsinn wie mir nicht wirklich bewusst ist und war wie alles in Lichtgeschwindigkeit passiert. Wie ich Tag zu Tag immer mehr über mich lerne und jeden Tag aufs Neue verwundert bin was eigentlich passiert und wie ich in die Situation gekommen bin.
26 Jahre also – zuerst als kleines Baby über den Teppich gekrabbelt, dann als Kleinkind in den Kindergarten gegangen. Man wächst und wächst, bildet erste ernsthafte Freundschaften und erkudnet die Umwelt. Ab geht es in die Schule, eine kleine Stadt in der Nähe von Augsburg.. Neue Menschen, neue Freunde, neue Herausforderungen. Aber an jeder Schule ist eines gleich – Cliquen, Gemeinschaftgefühl, Trends und Dinge an denen man sich messen wollte. Wer konnte coole Sachen beim Seilspringen, wer hat die ausgefalleneren Didlblätter und zu welchem Preis tauscht man sie? Wie hießen noch gleich diese kleinen Gummifiguren, die wir über Tischtennisplatten schlittern haben lassen um die Gegnerfigur auf der anderen Seite zu treffen und die Figur damit einzukassieren? Ich weiß es nicht mehr – habe aber letztens eine Figur gefunden und musste sehr lachen.
Achja und dann ging es ab ins Gymnasium – nochmal neue Leute, neue Ansprüche und neue Herausforderungen. Neue Cliquen und die ersten Spielchen – entweder bist du jemand oder du bist niemand. Ich stand auf beiden Seiten – manchmal kam ich mir vor wie in einem Highschool Film – so viele Spielchen und Intrigen… Wahnsinn was alles passiert ist. Dann standen wir alle vor der gleichen Herausforderung – gleiche Voraussetzungen und gleiche Chancen. Ein paar Wochen später hieß es „Abi hab I“. Aber was nun? Ich habe IMMER, ALLES geplant. Ich hatte noch nicht mein Abizeugnis in der Hand (letzter G9 Jahrgang :D), da saß ich schon im Hörsaal – eingeschrieben in Statistik – Muss ich jetzt noch darüber lachen 😀
Ich habe mir immer eine Sache gesagt: Jetzt machst du was cooles, was dir richtig Spaß macht, irgendwas mit Medien und Werbung – egal wo, nur nicht in München!
Yeah okay – ich habe also Statistik in München studiert 😀 keine Ahnung wie das passieren konnte. Also wie macht man das ohne fremde finanzielle Hilfe in München? Ich war Nanny bei einer Familie, die mir eine Wohnung zur Verfügung gestellt hat. Das heißt aufstehen, Kinder aufwecken, Frühstück machen, in den Kindergarten bringen, schnell zur Uni, schnell zur Arbeit, schnell zurück, die Kinder vom Hort abholen, kochen, betreuen, ins Bett bringen, für die Uni lernen, und ab ins Bett. Jeden Tag aufs Neue. So lebt es sich also in München, wenn man ohne Kapital anfängt. Aber auch das ist irgendwann vorbei – das Statistik Studium sollte mir einen guten Quereinstieg in die Werbebranche liefern – ich wollte eine Abkürzung nehmen. Nicht jahrelang Kaffee kochen, bevor jemand merkt, dass ich mehr kann als nur Kopien erstellen und jemandem zuarbeiten. And here we go – it worked! Nach dem Bachelor habe ich also als Beraterin in der Werbebranche angefangen – für HTML5 Banner und andere Online Anwendungen habe ich das Projektmanagement in der Programmierung übernommen. Trainee, Junior, Berater. Und jetzt? Programmierung lag mir schon immer #nerdsonboard aber jetzt nochmal von vorne in die Ausbildung gehen, wieder von null anfangen? Wieder geringes Gehalt? Wieder um Anerkennung für die Arbeit kämpfen?
Genau vor einem Jahr wurde mir klar, dass ich an einem Punkt angekommen bin, an dem ich nicht mehr so weitermachen wollte wie bisher. Es war Zeit etwas zu ändern – also Job gekündigt und den Rucksack gepackt – erstmal weg. Australien war das Ziel – einfach mal 4 Wochen abschalten und sich neu orientieren. Wie soll es weitergehen? Vollzeit kam für mich nicht mehr in Frage, ich wollte reisen und meine Zeit nutzen um mehr zu bloggen und mehr Freiheiten zu haben. So sollte es also sein – ich habe top Job-Angebote ausgeschlagen, die wirklich meinen Lebenslauf um 180 Grad verändern hätten können. Das wollte ich aber nicht – wie gesagt – ich wollte nicht mehr Angestellte sein. Ganz bestimmt nicht – es war Zeit für was ganz eigenes! Und da stehe ich jetzt – ich baue mir mein eigenes Ding auf – seit einem halben Jahr bin ich nun selbstständig – das war ein Traum und Albtraum zugleich. Wenn man Sicherheiten wie regelmäßiges Gehalt gewohnt ist, dann ist das gar nicht so einfach zu stämmen. Jetzt stehe ich vor einer Firmengründung. Wie es weitergeht und ob es ein Happy End gibt? Who knows – das nächste Jahr wird es zeigen…
Happy Birthday to myself – ich habe viel geschafft und viel durchlebt – und darauf bin ich stolz. Es lief definitiv nicht alles wie geplant – aber ich mache das Beste daraus!
Was ich wohl nächstes Jahr an diesem Tag schreiben werde? Ich bin gespannt! Ihr auch?